Pres­se­mit­tei­lung | Quali­täts­si­che­rung

BSG: Fest­set­zung von Mindest­mengen bei Knie-​TEP grund­sätz­lich möglich – recht­liche Über­prü­fung wird fort­ge­setzt

Berlin/Kassel, 13. September 2012 – In dem seit Monaten mit Span­nung erwar­teten Grund­satz­ur­teil zu der Fest­le­gung von Mindest­mengen für die Leis­tung Knie-​TEP (Kniegelenk-​Totalendoprothese) hat das Bundes­so­zi­al­ge­richt (BSG) nun die wesent­li­chen Elemente der Rechts­auf­fas­sung des Gemein­samen Bundes­aus­schusses (G-BA) bestä­tigt. Im Hinblick auf die gene­relle Recht­mä­ßig­keit der Fest­le­gung von Mindest­mengen durch den G-BA kommt dem Urteil Signal­wir­kung zu.

Der 3. Senat des BSG hatte am gest­rigen Mitt­woch in Kassel den Revisions-​Antrag des G-BA als begründet ange­sehen und zugleich die Klage einer Klinik gegen diese Mindest­men­gen­re­ge­lung des G-BA an die Vorin­stanz - das Landes­so­zi­al­ge­richt (LSG) Berlin-​Brandenburg - zurück­ver­wiesen (AZ: B 3 KR 10/12 R). Vor dem LSG wird es nun unter Berück­sich­ti­gung der Rechts­auf­fas­sung des BSG zu einer neuen Verhand­lung kommen, bei der insbe­son­dere zu klären ist, ob die Fest­le­gung der Mindest­menge auf 50 Eingriffe pro Jahr recht­mäßig ist.

„Für die Leis­tung Knie-​TEP ist die durch den Gesetz­geber gefor­derte beson­dere Abhän­gig­keit der Leis­tungs­qua­lität von der Leis­tungs­menge nach Auffas­sung des BSG gegeben. Der Geset­zes­auf­trag für den Einsatz von Mindest­mengen lässt sich damit auch künftig weiter verant­wor­tungs­voll und sach­ge­recht erfüllen. Mindest­mengen sind fester Bestand­teil der Quali­täts­si­che­rung und gezielten Steue­rung von Kran­ken­haus­be­hand­lungen – und werden es auch künftig sein“, sagte der unpar­tei­ische Vorsit­zende des G-BA, Josef Hecken, der bei der Verhand­lung vor dem BSG persön­lich für die Argu­men­ta­tion des G-BA geworben hatte.

„Der Rich­ter­spruch hat für den weiteren Umgang mit dem Quali­täts­si­che­rungs­in­stru­ment der Mindest­menge die nötige Rechts­klar­heit gebracht, die wir uns erhofft hatten. Die Anfor­de­rungen an die Abwä­gung für die Höhe einer Mindest­menge sind zu Recht hoch. Dennoch gibt es für den G-BA hier einen Wertungs-​ und Gestal­tungs­spiel­raum, der sich einer recht­li­chen Über­prü­fung entzieht.“

Das LSG Berlin-​Brandenburg hatte im August 2011 zunächst der Klage einer Klinik gegen die Mindest­menge bei Knie-​TEP statt­ge­geben (AZ: L 7 KA 77/08 KL). Daraufhin hatte der G-BA Revi­sion beim BSG einge­legt und bis zu einer rechts­kräf­tigen Entschei­dung in der Haupt­sache die Anwen­dung der seit dem 1. Januar 2006 geltenden Rege­lung ausge­setzt. Der Beschluss zur Ausset­zung ist unab­hängig von der gest­rigen BSG-​Entscheidung nach wie vor gültig. Nun soll im G-BA zeitnah beraten werden, ob und wie die Mindest­men­gen­re­ge­lung bei Knie-​TEP künftig umge­setzt wird.

Der G-BA ist durch den Gesetz­geber beauf­tragt, Maßnahmen der Quali­täts­si­che­rung bei zuge­las­senen Kran­ken­häu­sern zu beschließen (§ 137 SGB V). Dazu zählt auch ein Katalog plan­barer Leis­tungen, bei denen die Qualität des Behand­lungs­er­geb­nisses in beson­derem Maße von der Menge der erbrachten Leis­tungen abhängig ist. Für diese Leis­tungen sollen nach dem Willen des Gesetz­ge­bers soge­nannte Mindest­mengen fest­ge­legt werden. Die Knie-​TEP darf seit Januar 2006 nur noch in solchen Kran­ken­häu­sern durch­ge­führt werden, die voraus­sicht­lich mindes­tens 50 Eingriffe pro Jahr erbringen werden.