Gesundheitskompetenz und Versorgungsrealität im Fokus von drei erfolgreich beendeten Projekten der Versorgungsforschung
Berlin, 15. Dezember 2023 – Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat erneut Beschlüsse zu beendeten Förderprojekten gefasst und auf seiner Website veröffentlicht. Bei den folgenden Transferempfehlungen werden Organisationen und Institutionen im Gesundheitswesen gebeten, diese innerhalb ihrer Zuständigkeit zu berücksichtigen:
- Im Projekt EDCP-BRCA wurde eine Maßnahme erprobt, die Frauen mit einem durch eine Erbgutveränderung ausgelösten erhöhten Risiko für Brust- und Eierstockkrebs helfen soll, sich zwischen präventiven Handlungsoptionen zu entscheiden. Kombiniert wurden aufbereitete Informationen für eine informierte Entscheidung (Entscheidungshilfe) und ein individuelles Coaching.
- Das themenverwandte Projekt iKNOW hat ein online-gestütztes Beratungstool für Frauen mit familiärem, genetischbedingtem höherem Risiko für Brust- und Eierstockkrebs entwickelt.
- Ziel des Projekts OptAHF war es, Erkenntnisse über die Versorgungsrealität von Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern zu gewinnen und Defizite aufzuzeigen.
In seinen Beschlüssen legt der Innovationsausschuss dar, warum er den Wissenstransfer in die Versorgung empfiehlt und welche Organisationen er um die Überführung bzw. Kenntnisnahme bittet. Die Rückmeldungen dieser Akteure veröffentlicht der Innovationsausschuss – ebenso wie die Beschlüsse und Abschlussberichte – auf seiner Webseite.
EDCP-BRCA – Evaluation eines Decision Coaching Programms zur Entscheidungsunterstützung im Rahmen der Prävention bei BRCA1/2-Mutationsträgerinnen
Frauen mit einem veränderten BRCA1- oder BRCA2-Gen haben ein stark erhöhtes Risiko, im Laufe des Lebens an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Sie haben zugleich verschiedene präventive Handlungsoptionen: vorbeugendes Entfernen des gesunden Gewebes und der gesunden Organe oder Teilnahme an einem intensivierten Früherkennungsprogramm. Mit dem im Projekt untersuchten strukturierten, modularen und bedarfsadaptierten Coaching fiel es den betroffenen Frauen leichter, sich zwischen vorhandenen Optionen zu entscheiden. Sie waren zufriedener und konnten schneller eine informierte Entscheidung treffen. Trotz Limitationen der Studie können die Ergebnisse nach Auffassung des Innovationsausschusses die Versorgung von Frauen mit familiär bedingtem Krebs verbessern. Die Projektergebnisse werden daher an die Behandlungszentren des Konsortiums „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ weitergeleitet. Verbunden damit ist die Bitte zu prüfen, ob die entscheidungsunterstützenden Maßnahmen dort implementiert werden können. Die Projektergebnisse gehen zudem an verschiedene fachärztliche Organisationen sowie an onkologische Institutionen wie z. B. die Deutsche Krebshilfe oder den Verein BRCA-Netzwerk.
Weitere Details im Beschluss und im Ergebnisbericht
iKNOW – Entwicklung und Evaluation eines online-gestützten Beratungstools für BRCA1/2-Mutationsträgerinnen
Frauen mit Erbgutveränderungen in den Genen BRCA1/2 können ihr individuelles Brustkrebsrisiko insgesamt besser einschätzen, wenn die Ärztinnen und Ärzte durch das leitlinienbasierte online-gestützte Beratungstool iKNOW unterstützt werden. Trotz des im Detail variierenden Vorteils und Limitationen der Studie kann das im Projekt entwickelte Beratungstool den Frauen helfen, eine informierte Entscheidung zu ihren individuellen präventiven Handlungsoptionen zu treffen. Die Projektergebnisse werden daher verschiedenen fachärztlichen Organisationen sowie onkologischen Institutionen wie z. B. der Deutschen Krebshilfe oder dem Verein BRCA-Netzwerk zur Verfügung gestellt. Außerdem wird die Integration des Beratungstools in die Versorgung bereits in einem Folgeprojekt untersucht: dVP_FAM.
Weitere Details im Beschluss und im Ergebnisbericht
OptAHF – Versorgungsoptimierung bei Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern
Menschen mit angeborenen Herzfehlern (AHF) sind auf eine lebenslange, spezifische Betreuung angewiesen. Mit Hilfe von einem Datenmix konnte die Versorgungsrealität von Patientinnen und Patienten mit AHF abgebildet, Defizite aufgezeigt und Handlungskonsequenzen abgeleitet werden. Die Ergebnisse belegen beispielsweise, dass fast 50 Prozent der erwachsenen AHF-Patientinnen und -Patienten nicht leitliniengerecht, sondern ausschließlich hausärztlich versorgt werden. Eine fehlende fachärztliche Einbindung kann jedoch die Komplikationsrate und das Sterberisiko erhöhen. Durch eine Finanzierung außerhalb des Innovationsausschusses kann das Projekt drei weitere Jahre fortgeführt werden. Hierdurch sollen zukünftig auch Erkenntnisse zu möglichen gesundheitsökonomischen Auswirkungen generiert werden können.
Die Projektergebnisse werden an die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sowie an die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie weitergeleitet. Verbunden damit ist die Bitte zu prüfen, inwieweit die Ergebnisse bei der Ausgestaltung und Weiterentwicklung von Leitlinien berücksichtigt werden können. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen wird gebeten zu klären, ob und wie laienverständliche Informationen auf der Internetseite https://www.gesundheitsinformation.de/ verankert werden können. Und schließlich werden die Projektergebnisse an verschiedene fachärztliche Verbände weitergeleitet.
Weiterführende Informationen
Informationen zur Arbeit des Innovationsausschusses finden Sie auf der Website des Innovationsausschusses. Sämtliche Ergebnisberichte der bislang abgeschlossenen Projekte sowie die Beschlüsse des Innovationsausschusses sind ebenfalls auf der Website veröffentlicht: Beschlüsse