Neue Transferbeschlüsse des Innovationsausschusses zu Meningokokken-Schutz, Antibiotikaverordnungen und seltenen Erkrankungen
Berlin, 17. Mai 2024 – Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss hat heute weitere positive Transferbeschlüsse zu abgeschlossenen Projekten gefasst und auf seiner Website veröffentlicht. Das Projekt AMSeC entwickelte ein mathematisches Modell, mit dem die Effektivität von Auffrischungsimpfungen gegen Meningokokken untersucht werden kann. Im Projekt REDARES wurden Unterstützungsangebote für Praxen erprobt, mit denen die leitliniengerechte Verordnung von Antibiotika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten nachweislich gefördert wird. Die Ergebnisse des Projekts ZSE-DUO zeigen, dass in Zentren für Seltene Erkrankungen eine Lotsenstruktur aus psychiatrischen und somatischen Fachärztinnen und Fachärzten die Diagnostik und Betreuung verbessern kann.
Der Innovationsausschuss leitet die Ergebnisse der Projekte nun gezielt weiter. Die Rückmeldungen der kontaktierten Institutionen zu der Frage, inwieweit die Ergebnisse für die Verbesserung der Versorgung genutzt werden sollen, werden dann ebenfalls auf seiner Website veröffentlicht.
AMSeC – Auffrischimpfung gegen Meningokokken der Serogruppe C: Abschätzung der Effekte auf Krankheitslast und Kosten im deutschen Gesundheitssystem
Durch Meningokokken ausgelöste Erkrankungen sind selten, können aber einen schweren Verlauf haben. In Deutschland kommen am häufigsten Erkrankungen mit den Serogruppen B und C vor; Schutzimpfungen für Kinder werden hierzu von der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut (STIKO) empfohlen.
Das Projekt AMSeC zeigte auf, dass es einige Jahre nach der Grundimmunisierung zu einem Abfall der Schutzwirkung gegen Meningokokken C kommt. Mit Hilfe eines neu entwickelten mathematischen dynamischen Transmissionsmodells untersuchte man simulationsbasiert, ob eine Auffrischungsimpfung im Jugendalter mit einem Monoimpfstoff gegen Meningokokken Typ C oder einem Kombinationsimpfstoff gegen die Meningokokken Subtypen A, C, W und Y sinnvoll und kosteneffektiv ist. Im Ergebnis zeigten sich Vorteile für den Kombinationsimpfstoff sowie für eine Auffrischungsimpfung im Alter von 13 und 14 Jahren. Aus Sicht des Innovationsausschusses kann das neu entwickelte Modell die STIKO dabei unterstützen, über eine Auffrischungsimpfung im Jugendalter zu entscheiden.
Weitere Details im Beschluss und im Ergebnisbericht
REDARES – Reduktion von Antibiotikaresistenzen durch leitliniengerechte Behandlung von Patienten mit unkompliziertem Harnwegsinfekt in der ambulanten Versorgung
Harnwegsinfekte gehören zu den häufigsten bakteriellen Infekten und werden in der Regel mit Antibiotika behandelt. Anders als in der Behandlungsleitlinie empfohlen, kommen auch Zweitlinienantibiotika zur Anwendung – obwohl diese Antibiotika eigentlich der Behandlung von seltenen, schwerwiegenden Infektionen oder bei Komplikationen vorbehalten sein sollten.
Das Projekt REDARES untersuchte das Antibiotika-Verordnungsverhalten bei unkomplizierten Harnwegsinfekten. Zudem erhielten Allgemeinarztpraxen multimodale Unterstützungsangebote, u. a. Feedback zum eigenen Verordnungsverhalten und Informationen zu regionalen Resistenzdaten sowie Informationsmaterialien für die Patientinnen und Patienten. In einer begleitenden Prozessanalyse wurden Umsetzbarkeit und Akzeptanz in den Praxen untersucht. Insgesamt konnte das Projekt zeigen, dass durch die Unterstützungsangebote die Verschreibungsrate von Zweitlinienantibiotika sank sowie insgesamt weniger Antibiotika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten eingesetzt wurden.
Weitere Details im Beschluss und im Ergebnisbericht
ZSE-DUO – Duale Lotsenstruktur zur Abklärung unklarer Diagnosen in Zentren für Seltene Erkrankungen
Das Nationale Aktionsbündnis für Menschen mit seltenen Erkrankungen sieht für die Versorgung der Betroffenen spezialisierte Zentren vor. Eine der wichtigsten Aufgaben der Zentren für Seltene Erkrankungen ist es, geeignete krankheitsübergreifende Strukturen und Abläufe zur Diagnosefindung bei Menschen mit unklarer Diagnose und Verdacht auf eine seltene Erkrankung zu etablieren. Eine besondere Herausforderung stellen dabei komplexe Beschwerdebilder dar.
Das Projekt ZSE-DUO hat an den Zentren eine duale Lotsenstruktur – bestehend aus einer somatischen und einer psychiatrischen bzw. psychosomatischen Fachärztin oder Facharzt – erprobt. Diese Lotsen begleiten die Patientin oder den Patienten bei der Abklärung der Erkrankung. Die Evaluation zeigte, dass der Anteil an Personen, bei denen spätestens zwölf Monate nach erster Vorstellung im Zentrum eine Diagnose gestellt werden konnte, mit Hilfe der dualen Lotsen signifikant höher war.
Weitere Details im Beschluss und im Ergebnisbericht
Weiterführende Informationen
Informationen zur Arbeit des Innovationsausschusses finden Sie auf der Website des Innovationsausschusses. Sämtliche Ergebnisberichte der bislang abgeschlossenen Projekte sowie die Beschlüsse des Innovationsausschusses sind ebenfalls auf der Website veröffentlicht: Beschlüsse