Innovationsausschuss: Projektabschlüsse zur postoperativen Delir-Prävention und zur Betreuung nach Adipositas-Operation liegen vor
Berlin, 23. Mai 2025 – Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss hat heute im Förderbereich der neuen Versorgungsformen insgesamt sechs Entscheidungen zum Umgang mit Projektergebnissen gefasst. Wie unterschiedlich die Nutzung der Ergebnisse für die gesetzliche Krankenversicherung sein können, zeigen beispielhaft zwei Projekte: Das Projekt KOMPASS D2 befasste sich mit der Prävention und der Therapie eines postoperativen Delirs bei hochaltrigen Menschen – die erzielten Erkenntnisse können beispielsweise dazu beitragen, Qualitätsverträge in diesem Bereich zu verbessern. Um die im Projekt ACHT erprobten Versorgungsstrukturen für Patientinnen und Patienten nach einer Adipositas-Operation zu sichern, wurde bereits während der Projektlaufzeit ein erster Selektivvertrag – zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, der AOK Bayern und den am Projekt ACHT angeschlossenen Adipositas-Zentren – geschlossen.
KOMPASS D2 – Komplikations-Management und Prävention im Ambulanten und Stationären Sektor – Demenz & Delir
Menschen im Alter von über 70 Jahren haben ein hohes Risiko, nach einer Operation ein Delir (akute Verwirrtheit) zu erleiden. Selbst ein kurzzeitiges Delir kann zu dauerhaften alltagsrelevanten Einschränkungen führen. Besonders gefährdet sind Personen mit bereits vorhandenen kognitiven Störungen, wie einer Demenz. Im Projekt wurden ältere Patientinnen und Patienten mit Gedächtnisstörungen vor, während und nach einem Krankenhausaufenthalt durch ein berufs- und fachübergreifendes Team durchgängig und gezielt versorgt, um einem Delir vorzubeugen oder es frühzeitig und individuell angepasst zu behandeln. Dafür bauten die beteiligten Kliniken auch ein telemedizinisches Netzwerk auf, in dem sie ihre Expertise austauschen und Patientinnen und Patienten (sowie deren Angehörige) ortsübergreifend betreuen konnten.
Die begleitende Evaluation zeigte, dass die Intervention zu einer Reduktion des Delirrisikos bei den älteren Patientinnen und Patienten mit Gedächtnisstörungen führte. Darüber hinaus gab es erste Hinweise auf positive Erfahrungen und Akzeptanz für die telemedizinischen Fallbesprechungen im Projekt. Weitergehende Ergebnisse sind teilweise jedoch nur gering belastbar. Eine Empfehlung zur breiteren Umsetzung des erprobten Angebots kann vom Innovationsausschuss deshalb nicht ausgesprochen werden. Doch aufgrund der positiven Ergebnisse für die Delirprävention werden die Ergebnisse gezielt weitergeleitet: Das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen wird gebeten, zu prüfen, ob die Ergebnisse im Rahmen seiner Unterstützung der Vertragspartner von Qualitätsverträgen für den Leistungsbereich „Prävention des postoperativen Delirs bei der Versorgung von älteren Patientinnen und Patienten“ genutzt werden können.
Details im Beschluss und Ergebnisbericht
ACHT – Adipositas Care & Health Therapy zur strukturierten, sektorenübergreifenden Versorgung nach bariatrisch-metabolischer Operation
Um bei Patientinnen und Patienten den Therapieerfolg einer Adipositas-Operation (bariatrisch-metabolische Operation) langfristig zu sichern, erprobte das Projekt ein digital gestütztes, strukturiertes, sektorenübergreifendes und wohnortnahes Nachsorgeprogramm. Es baute ein Versorgungsnetzwerk aus Adipositaszentren mit multiprofessionellen Teams und Schwerpunktpraxen auf. Sogenannte Adipositas-Lotsinnen und -Lotsen koordinierten den Nachsorgeprozess. Über eine App dokumentierten die Patientinnen und Patienten beispielsweise ihre körperlichen Beschwerden, ihr Gewicht und Sportübungen. Die sektorenübergreifende Kooperation aller beteiligten Therapeutinnen und Therapeuten wurde durch eine digitale Fallakte sichergestellt.
Das Studiendesign zur Evaluation war nur eingeschränkt geeignet, um die Effekte des Nachsorgeprogramms sicher beurteilen zu können. Limitationen bestehen vor allem aufgrund der strukturellen Unterschiede der Patientengruppen, die vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie zudem unterschiedliche Teilnahmequoten aufwiesen. Dennoch können die gewonnen Erkenntnisse aus Sicht des Innovationsausschusses einen relevanten Beitrag zum aktuellen fachlichen und politischen Diskurs leisten, um die Versorgungssituation und insbesondere die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten nach bariatrisch-metabolischer Operation zu verbessern. Sie werden deshalb zur Information an eine Reihe von Adressaten weitergeleitet.
Details im Beschluss und Ergebnisbericht
Hintergrund
Sämtliche Ergebnisberichte der bislang abgeschlossenen Projekte sowie die Beschlüsse des Innovationsausschusses sind auf der Website veröffentlicht: Beschlüsse
Alle angeschriebenen Adressaten müssen sich innerhalb von 12 Monaten zurückmelden und darüber informieren, wie mit den Projektergebnissen umgegangen wurde. Diese Rückmeldungen werden ebenfalls auf der Website des Innovationsausschusses veröffentlicht.