Pressemitteilung | Innovationsfonds

Innovationsausschuss empfiehlt neue S3-Leitlinien für die Versorgung: zu Fiebermanagement, Nackenschmerzen und Sepsis

Berlin, 31. Juli 2025 – In der Gesundheitsversorgung stehen in Kürze zwei neue S3-Leitlinien zur Verfügung: für das Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen sowie für nicht-spezifische Nackenschmerzen. Die Entwicklung dieser neuen hochwertigen Behandlungsempfehlungen wurde vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Außerdem aktualisierte ein weiteres Projekt die S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge einer Sepsis. Der Innovationsausschuss übermittelt die drei Leitlinien an die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) mit der Bitte, sie im Leitlinienregister zu veröffentlichen. Sie stehen damit allen Ärztinnen und Ärzten in Deutschland zur Verfügung. Insgesamt konnten mit finanzieller Unterstützung aus dem Innovationsfonds damit bereits 20 Leitlinien neu entwickelt oder aktualisiert werden. Medizinische Leitlinien sind ein wichtiger Ansatz, um die Versorgungsqualität – aber auch die interprofessionelle, interdisziplinäre und sektorenübergreifende Zusammenarbeit – zu verbessern.

Fieberleitlinie – AWMF S3-Leitlinie: Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen

Fieber ist bei Erkrankungen häufig eine sinnvolle körperliche Reaktion. Bislang existierte in Deutschland jedoch keine Leitlinie zum Umgang mit erkrankungsbedingtem Fieber bei Kindern und Jugendlichen. Im Projekt wurden nun eine S3-Leitlinie sowie eine Elterninformation entwickelt. Ziel der Handlungsempfehlungen sind ein evidenzbasiertes und sicheres Fiebermanagement – und ein entsprechend rationaler Einsatz von fiebersenkenden Arzneimitteln und Antibiotika. Die Leitlinie legt dar, dass Fieber in der Regel ein Symptom ist, das von selbst wieder abklingt und die Höhe des Fiebers nicht automatisch ein Zeichen für die Erkrankungsschwere ist. Deshalb wird in der Leitlinie beispielsweise auch betont, beim Fiebermanagement den Allgemeinzustand der fiebernden Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen und dabei auf die relevanten und häufigsten Warnzeichen und Symptome in den verschiedenen Altersgruppen zu achten. Das Projekt hat im Zuge der Leitlinienentwicklung zudem die noch ungeklärten, aber wichtigen Forschungsfragen zum Fiebermanagement zusammengetragen.

Details im Beschluss und Ergebnisbericht

IdUNa – Interprofessionelles, digitales Upgrade der DEGAM-S1-Handlungsempfehlungen Nackenschmerzen auf S3-Niveau

Nackenschmerzen sind der dritthäufigste Beratungsanlass in hausärztlichen Praxen in Deutschland. Eine eindeutige Ursache der Schmerzen ist häufig nicht erkennbar, Physiotherapie oft das Mittel der Wahl. Das Projekt IdUNa entwickelte eine S3-Leitlinie, die die bisherige S1-Handlungsempfehlung ablöst. Es wurden insgesamt 43 Empfehlungen in die Leitlinie aufgenommen: zur Diagnostik, zum Selbstmanagement der Patientinnen und Patienten sowie zur medikamentösen und nichtmedikamentösen Behandlung. Die Leitlinie soll dazu beitragen, dass bei Nackenschmerzen eine strukturierte Anamnese und klinische Basisdiagnostik erfolgt – um gefährliche Verläufe frühzeitig zu erkennen und gleichzeitig die bestehende Überdiagnostik zu reduzieren. Die Empfehlung evidenzbasierter Therapieverfahren zielt darauf ab, die Symptome so gut wie möglich zu lindern und eine Chronifizierung oder wiederholtes Auftreten zu verhindern. Zudem bietet die miterstellte Patienteninformation evidenzbasierte Informationen für die Betroffenen.

Details im Beschluss und Ergebnisbericht

S3-Sepsis – Update S3-Leitlinie „Sepsis – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge“

Eine Sepsis kann sich aus einer Infektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen entwickeln, sie ist für die Betroffenen eine lebensbedrohliche Komplikation. Jedes Jahr sterben in Deutschland zwischen 75.000 und 85.000 Menschen an einer Sepsis, die auch als Blutvergiftung bekannt ist. Wie kaum eine andere Erkrankung stellt die Sepsis in der medizinischen Versorgung eine interdisziplinäre Herausforderung dar. Dies gilt für alle Versorgungsbereiche: von der Prävention bis hin zu Rehabilitationsmaßnahmen für die Überlebenden. Erst seit dem Jahr 2018 gibt es dafür eine hochwertige Leitlinie, erarbeitet unter Federführung der am Universitätsklinikum Jena ansässigen Deutschen Sepsis-Gesellschaft e. V. Mit finanzieller Unterstützung aus dem Innovationsfonds konnte die S3-Leitlinie dort nun überarbeitet und aktualisiert werden. Dabei wurde unter anderem das Update der internationalen Referenzleitlinie SSC (Surviving Sepsis Campain) zugrunde gelegt. Für zahlreiche Maßnahmen in der stationären Versorgung legte das Projekt zudem bestehende Wissenslücken offen. Diese können aus Sicht des Projektes nur durch multizentrische, nicht-kommerzielle klinische Prüfungen geschlossen werden.

Details im Beschluss und Ergebnisbericht

Weiterführende Informationen

Der Innovationsausschuss fördert u.a. Projekte, die hochwertige medizinische Leitlinien entwickeln oder weiterentwickeln, für die ein besonderer Bedarf in der Versorgung besteht. Die Themenschwerpunkte werden dabei vom Bundesministerium für Gesundheit vorgegeben. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Innovationsausschusses.

Sämtliche Beschlüsse des Innovationsausschusses zu den bislang abgeschlossenen Projekten sind auf seiner Website veröffentlicht: Beschlüsse