Verbesserte Versorgung bei Schlaganfall: Innovative Projekte für den ländlichen Raum
Berlin, 7. August 2025 – Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss fördert regelmäßig Projekte, die die medizinische Versorgung für Menschen in ländlichen Regionen verbessern wollen. Dem Thema Schlaganfall kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. So wurde durch verschiedene Projekte erprobt und untersucht, ob neue Ansätze die Versorgung von Schlaganfall-Betroffenen verbessern.
Einen aktuellen Beschluss hat der Innovationsausschuss zum Versorgungsforschungsprojekt TEMPiS – GÖA gefasst. Das Projekt hat das von den Bayerischen Krankenkassen finanzierte Versorgungssystem TEMPiS-Flying-Intervention-Team (FIT) unter gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten untersucht. Dabei wird ein mobiles Interventionsteam zu stationär aufgenommenen Personen mit Verdacht auf einen Schlaganfall direkt in die jeweilige Aufnahmeklinik in ländlichen Regionen Südostbayerns geflogen. Das Team übernimmt dort dann gegebenenfalls die Entfernung des Blutgerinnsels mittels mechanischer Thrombektomie (MT). Die auf Basis von Abrechnungsdaten von Krankenkassen aufgestellten Analysen zeigten, dass die Personen, die durch das FIT versorgt wurden, schneller eine MT erhielten, als diejenigen, die dafür erst in eine spezialisierte Klinik verlegt wurden. Ein positiver Trend hin zu weniger neurologischen und funktionellen Defiziten konnte ebenfalls festgestellt werden, jedoch ohne statistische Signifikanz. Subgruppenanalysen ergaben, dass sich die Gesamtkosten bei den Personen reduzierten, die ausschließlich mit dem Helikopter verlegt wurden, aber ebenfalls ohne statistische Signifikanz. Insgesamt lieferte das Projekt wichtige Erkenntnisse zu den gesundheitsökonomischen Effekten der bereits in der Studie TEMPiS-FIT erprobten Intervention zur Versorgung von Personen mit einem Schlaganfall im ländlichen Raum. Die im Projekt erzielten wissenschaftlichen Erkenntnisse werden an die Gesundheitsministerien der Länder, die Gesundheitsministerkonferenz und verschiedene Fachgesellschaften zur Information weitergeleitet.
Projekterkenntnisse wirken weiter
Auch wenn der Innovationsausschuss keine Empfehlung für die Aufnahme in die deutschlandweite Regelversorgung geben konnte, werden verschiedene Schlaganfall-Projekte in unterschiedlichen Regionen erfolgreich weitergeführt:
- Das Projekt ANNOTeM hatte die verbesserte Versorgung bei unterschiedlichen neurologischen Akutkrankheiten wie Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Querschnittssyndrome, epileptische Anfälle sowie Gehirn- und Hirnhautentzündungen im ländlichen Raum zum Ziel. Erprobt wurde der Einsatz von telemedizinischer Unterstützung in Nordostdeutschland durch drei Netzwerkzentren für elf regionale Kliniken. Der Nutzen von Telekonsilen für Schlaganfallpatientinnen und -patienten konnte bestätigt werden. Auch wenn für das Projekt ANNOTeM selbst keine Empfehlung zur Überführung in die Regelversorgung ausgesprochen werden konnte, führen regionale Partner das ANNOTeM-Netzwerk über eine Umlagefinanzierung weiter, um die Behandlung von neurologischen Akutkrankheiten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu verbessern. Dabei arbeiten derzeit zwölf regionale Partnerkliniken mit vier telemedizinischen Zentren zusammen, um Patientinnen und Patienten im Notfall schnell und optimal zu versorgen.
- Dem Thema Nachsorge von Schlaganfällen verschrieben hatte sich das Projekt STROKE OWL, das aus einem Innovationsfondsprojekt in der Region Ostwestfalen-Lippe entwickelt wurde und inzwischen deutschlandweit fortgeführt wird. Dabei begleiten sogenannte Schlaganfall-Lotsinnen und -Lotsen Patientinnen und Patienten ein Jahr lang nach deren Schlaganfall mit dem Ziel, Komplikationen zu verhindern und einen wiederholten Schlaganfall zu vermeiden. Die individuelle Beratung steht dabei im Vordergrund. Die Lotsen-Projekte werden hierbei auf verschiedene Weise finanziert, u. a. von Städten, Krankenhäusern, Ärzteverbänden und Fördervereinen oder durch Fördermittel. Einen Überblick über die Einsatzorte der inzwischen in den unterschiedlichsten Regionen tätigen Lotsinnen und Lotsen gibt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Schlaganfall-Lotsen in ganz Deutschland.
Weiterführende Informationen
Informationen zur Arbeit des Innovationsausschusses finden Sie auf der Website des Innovationsausschusses. Sämtliche Ergebnisberichte der bislang abgeschlossenen Projekte, die Beschlüsse des Innovationsausschusses sowie die Rückmeldungen der Adressaten sind auf der Website veröffentlicht: Beschlüsse