Pressemitteilung | Innovationsfonds

Erkenntnisgewinne aus Innovationsfondsprojekten zu Sepsis und ambulanter Versorgungsqualität von Kindern und Jugendlichen

Berlin, 19. September 2025 – Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss hat die Ergebnisse von zwei weiteren erfolgreich abgeschlossenen Projekten der Versorgungforschung ausgewertet: Im Projekt SepWiss wurde untersucht, welchen Einfluss Informationskampagnen auf das Wissen über Sepsis haben können. Das Projekt QualiPäd evaluierte die Qualität in der ambulanten Routineversorgung von Kindern und Jugendlichen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden gezielt an die jeweils zuständigen Organisationen weitergeleitet.

Stärkung der Gesundheitskompetenz von Sepsis-Risikogruppen: SepWiss

Eine Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, kann sich aus einer Infektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen entwickeln. Sie kann zu Organversagen führen und ist für die Betroffenen eine lebensbedrohliche Komplikation. In Deutschland sterben jedes Jahr zwischen 75.000 und 85.000 Menschen an einer Sepsis, da sie häufig zu spät erkannt und behandelt wird. Hier setzte das Projekt SepWiss an. Es entwickelte evidenzbasierte Gesundheitsinformationen zur Früherkennung und Prävention von Sepsis und setzte diese im Rahmen einer Aufklärungskampagne in der Modellregion Berlin/Brandenburg ein. Zum Informationsangebot zählten eine Website, Außenwerbung, eLearning, Webinare, Faktenblätter, YouTube-Videos und Podcasts. Ziel war es zum einen, die Gesundheitskompetenz von Sepsis-Risikogruppen, z. B. Personen mit impfrelevanter Grunderkrankung und Menschen über 60 Jahre, sowie deren Angehörigen zu verbessern. Zum anderen sollte in diesen Risikogruppen die Impfquote gegen Sepsis-auslösende Erreger (Influenzaviren, Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae Typ b) gesteigert werden.

Im Ergebnis konnte zwar sowohl für die Impfquote als auch das Wissen über Sepsis im Vergleich zur Kontrollgruppe keine statistisch signifikante Erhöhung festgestellt werden. Dennoch lieferte das Projekt relevante Erkenntnisse zur Konzeption von Aufklärungskampagnen sowie zum Einfluss auf Schutzimpfungen bei Sepsis-Risikogruppen und konnte zudem aufzeigen, dass in der Saison 2022/23 relevante Impflücken beispielsweise für Influenza bei unter 18-Jährigen (mit impfrelevanter Grunderkrankung) in der Modellregion Berlin (Impfquote: 12 %) und Brandenburg (13 %) bestanden.

Die im Projekt erzielten Ergebnisse werden an das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und den Hausärztinnen- und Hausärzteverband e. V. zur Information weitergeleitet. Alle erarbeiteten Materialien stehen auch künftig unter sepsiswissen.de zur Verfügung. Der Innovationsausschuss fördert außerdem mit SEPWISS 2.0 ein weiteres, noch laufendes Projekt zur zielgruppenspezifischen Gesundheitsaufklärung zum Thema Sepsis.

Details im Beschluss und Ergebnisbericht

Verbesserung der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen: QualiPäd

Das Projekt QualiPäd hatte zum Ziel, erstmalig die Qualität der ambulanten Versorgung für verschiedene häufig auftretende und damit versorgungsrelevante körperliche und psychische Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu messen. Dafür wurden auf Basis nationaler und internationaler Leitlinien erkrankungsspezifische Qualitätsindikatoren (QI) entwickelt und in Handbüchern dokumentiert. QI sind ein wichtiges Mess- und Bewertungsinstrument für die Qualität der medizinischen Versorgung und zielen auf eine Sicherung oder Verbesserung von Behandlungsqualität ab. Folgende sieben häufige Erkrankungen standen im Fokus des Projekts: ADHS, Asthma bronchiale, Depression, Mittelohrentzündung (Otitis media), Neurodermitis, Störung des Sozialverhaltens und Mandelentzündung (Tonsillitis).

Insgesamt wurden fünf Faktoren identifiziert, die die Erfüllung von QI zum Teil ungünstig beeinflussen können. Dazu zählten Patientenbesonderheiten (z. B. Alter, Krankheitslast), Anforderungen im Praxisalltag (z. B. Zeitdruck), (fehlende) Behandlungskontinuität, Priorisierung von Erfahrungswissen über QI/Leitlinien sowie individuelles Dokumentationsverhalten. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse können ein wichtiger Impuls für das interne Qualitätsmanagement in der ambulant-medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen sein. Der Innovationsausschuss leitet sie deshalb an verschiedene Berufsverbände, darunter die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (DGKJP), die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e. V. (DGSPJ), sowie das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) zur Information weiter.

Details im Beschluss und Ergebnisbericht

Hintergrund

Sämtliche Ergebnisberichte der bislang abgeschlossenen Projekte sowie die Beschlüsse des Innovationsausschusses sind auf seiner Website veröffentlicht: Beschlüsse