Pressemitteilung | Sonstige

G-BA mit Salomon-Neumann-Medaille ausgezeichnet – Fachgesellschaft würdigt besondere Verdienste des obersten Beschlussgremiums der gemeinsamen Selbstverwaltung um die Evidenzbasierte Medizin

Siegburg/Frankfurt am Main/Offenbach, 27. September 2006 – Dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) ist am Mittwoch in Offenbach für seine besonderen Verdienste um die Evidenzbasierte Medizin in Deutschland die Salomon-Neumann-Medaille verliehen worden. Die Auszeichnung wird seit 1986 jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) vergeben. Der G-BA trage große Verantwortung für die Weiterentwicklung des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), hieß es in der Begründung.

Stellvertretend für den unparteiischen Vorsitzenden des G-BA, Dr. Rainer Hess, nahm als unparteiisches Mitglied des G-BA Prof. Dr. Norbert Schmacke von der Universität Bremen die Auszeichnung auf der 42. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGSMP entgegen. Die Tagung stand unter dem Leitthema „Soziale Medizin: Qualität – Humanität – Wirtschaftlichkeit“ .

„Der G-BA nutzt die evidenzbasierte Medizin, um die Versorgung der Bevölkerung mit neuen oder bereits etablierten medizinischen Behandlungsmethoden auf den neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis zu stellen “, sagte Schmacke anlässlich der Verleihung der Medaille, bei der der Vorstand der DGSMP, die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger (CDU) und zahlreiche Ehrengäste zugegen waren.

„Nachgewiesenermaßen nützliche Therapien werden in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen, wirkungslose oder schädliche Therapien zum Schutz der Patienten ausgeschlossen. Die systematische Suche und Bewertung von wissenschaftlichen Studienergebnissen, die zu einem begründeten Fazit über den Nutzen einer diagnostischen, therapeutischen oder präventiven Methode führen, bilden eine objektive Basis für die weiteren Beratungen und Entscheidungen  in den Gremien des G-BA.“

„Dass sich Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens nicht allein auf die Analyse und Bewertung der vorliegenden Evidenz stützen lassen, das ist die eine Wahrheit. Natürlich sind kulturelle Normen, Traditionen und ökonomische Rahmenbedingungen wie Machtverhältnisse in der Gesellschaft immer maßgeblich beteiligt. Die andere Wahrheit aber ist, dass die Fortentwicklung des Gesundheitssystems weniger beliebig und deutlich transparenter verläuft, wenn die evidenzbasierte Medizin systematisch in die Entscheidungsprozesse eingebunden ist. Dass wir heute mit dem G-BA, in Kooperation mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und beratenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an diesem Punkt angelangt sind, das ist ein entscheidender Fortschritt, das ist eine Innovation für unser Gesundheitssystem“, betonte Schmacke weiter. Mit dem G-BA ist in diesem Jahr erstmalig keine Person, sondern eine Institution geehrt worden, die sich laut DGSMP aufgrund ihres zielstrebigen Wirkens und zuverlässigen Engagements um sozial- und präventivmedizinische Belange in außerordentlicher Weise bundesweit Achtung erworben hat.

Die Verfahrensordnung des G-BA ist nach Angaben der DGSMP ein „Schlüsseldokument Evidenzbasierter Medizin“. Eine systematische Aufarbeitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Werte und der verfügbaren Ressourcen sei Grundlage für Entscheidungen des Gremiums über die Einführung diagnostischer oder therapeutischer Verfahren. Die DGSMP selbst hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die sozialmedizinische Forschung, Lehre und Praxis durch wissenschaftliche Veranstaltungen und sachverständige Stellungnahmen zu fördern.

In seiner Laudatio unterstrich Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Schwartz, Direktor der Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung von der Medizinischen Hochschule Hannover die Bedeutung der Arbeit des G-BA für die GKV: “Der G-BA ist eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis, die sich aufgrund ihres zielstrebigen Wirkens um sozial- und präventivmedizinische Belange in außerordentlicher Weise Anerkennung erworben hat.“

Die Auszeichnung ist nach einem der bedeutendsten Vertreter der Sozialmedizin, dem Berliner Arzt und Epidemiologen Salomon Neumann (1819-1908) benannt. Neumann prägte den Satz „Medicin ist eine sociale Wissenschaft“, der auch auf der Medaille zu finden ist. Die Auszeichnung wurde erstmals vor 20 Jahren dem Mentor der deutschen Sozialmedizin, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Schaefer aus Heidelberg zuerkannt .