Anwendungsbegleitende Datenerhebung bei Onasemnogen-Abeparvovec (Zolgensma®)

Die anwendungsbegleitende Datenerhebung für die Gentherapie Onasemnogen-Abeparvovec (Zolgensma®) wird im Rahmen einer Registerstudie durchgeführt. Basis ist das vom pharmazeutischen Unternehmer vorgelegte Studienprotokoll(PDF 2,46 MB), das vom G-BA mit Auflagen bestätigt wurde. Die Details sind im sogenannten Feststellungsbeschluss zu finden. Der G-BA hat im Forderungsbeschluss vom 4. Februar 2021 die konkreten Anforderungen an die anwendungsbegleitende Datenerhebung und Auswertungen festgelegt.

Seit 1. Februar 2022, dem Start der anwendungsbegleitenden Datenerhebung, darf Zolgensma® nur von Ärztinnen und Ärzten eingesetzt werden, die an der Registerstudie mitwirken und die geforderten Daten dokumentieren. Aufgrund der sehr kleinen Patientengruppe sollen möglichst alle Behandlungen für die Studie erfasst werden. Siehe auch Erstbeschluss vom 04.02.2021, zuletzt geändert mit Beschluss vom 06.05.2021.

Studienbeschreibung

Ziel der anwendungsbegleitenden Datenerhebung ist es, für eine erneute Nutzenbewertung der Gentherapie Zolgensma® gegenüber der Vergleichstherapie Spinraza® (Nusinersen) umfassende Daten aus der Versorgung von Kindern mit spinaler Muskelatrophie (SMA) zu erfassen. Dafür wird eine Registerstudie auf Basis des bereits bestehenden SMArtCARE-Registers durchgeführt. Der pharmazeutische Unternehmer wertet die anonym erfassten Daten regelmäßig aus und übermittelt die Abschlussergebnisse spätestens 2027 an den G-BA.

Zolgensma® kann in Deutschland seit dem 1. Juli 2020 bei der Behandlung der SMA eingesetzt werden. Es handelt sich um eine Gentherapie, die bei bestimmten Formen der SMA eine Kopie des fehlenden Gens liefert und entsprechend frühzeitig in den Krankheitsverlauf eingreifen soll, um das Fortschreiten der Muskelschwäche aufzuhalten. Zolgensma® wird einmalig angewendet.

Die SMA ist eine seltene, genetisch bedingte neuromuskuläre Erkrankung. Sie geht einher mit Muskelschwäche und Skelettverformungen und führt in der schwersten Form unbehandelt zum Tod. Jährlich werden in Deutschland ca. 80 bis 120 Kinder (davon mindestens die Hälfte mit SMA Typ 1, der schwersten Form der SMA) mit dieser genetischen Krankheit geboren. Die wenigen Behandlungsmöglichkeiten beschränken sich derzeit (neben der Therapie mit Zolgensma®) je nach Erkrankungsbild auf eine dauerhafte Gabe des Antisense-Oligonukleotids Spinraza® oder auf eine patientenindividuell optimierte, unterstützende Behandlung, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Wissenschaftliche Details

Population bzw. Indikation

  • Präsymptomatische Patienten mit 5q-assoziierter SMA mit einer biallelischen Mutation im SMN1-Gen und bis 3 Kopien des SMN2-Gens
  • Symptomatische Patienten mit 5q-assoziierter SMA mit einer biallelischen Mutation im SMN1-Gen und einer klinisch diagnostizierten Typ-1-SMA
  • Symptomatische Patienten mit 5q-assoziierter SMA mit einer biallelischen Mutation im SMN1-Gen und einer klinisch diagnostizierten Typ-2-SMA und bis 3 Kopien des SMN2-Gens

In die Erhebung sollen auch Patienten der genannten Patientenpopulation mit einbezogen werden, die zum Zeitpunkt der Gentherapie mit Onasemnogen-Abeparvovec älter als 6 Monate bzw. 6 Wochen sind.


Intervention

  • Onasemnogen-Abeparvovec

Comparator (Vergleichsintervention)

  • Nusinersen

Outcome (Endpunkte)

Mortalität

  • Todesfälle

Morbidität

  • Motorische Funktion (erhoben mit altersgeeigneten Instrumenten) und
  • Erreichen motorischer Meilensteine („Motor development milestones“ der WHO) und
  • respiratorische Funktion (Notwendigkeit der [dauerhaften] Beatmung) und
  • bulbäre Funktion (Schluck- und Sprachfähigkeit, Notwendigkeit nicht oraler Ernährungsunterstützung) und
  • weitere Komplikationen der Erkrankung (z.B. Schmerz, orthopädische Komplikationen)

Nebenwirkungen

  • Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SUE)
  • Unerwünschte Ereignisse, die zu einer Hospitalisierung führen
  • Schwerwiegende spezifische unerwünschte Ereignisse:

Hepatotoxizität, Thrombozytopenie, Kardiale Ereignisse, Entzündung der Spinalganglionzellen, renale Toxizität, Hydrocephalus

Beteiligung an der Registerstudie

Erfahrungswerte aus der klinischen Praxis müssen von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten seit dem 1. Februar 2022 in einem Behandlungsregister dokumentiert werden. Ein solches Register für Patientinnen und Patienten mit SMA ist das SMArtCARE-Register. Im SMArtCARE-Register erfolgt bereits eine umfassende und standardisierte Erhebung von Verlaufsbeobachtungen zu einheitlichen Zeitpunkten. Das Register ist aus einer gemeinsamen Initiative von Ärztinnen und Ärzten für Neurologie und Neuropädiatrie sowie Patientenorganisationen im deutschsprachigen Raum entstanden.

Ärztinnen und Ärzte, die an der anwendungsbegleitenden Datenerhebung teilnehmen wollen, wenden sich bitte an das SMArtCARE-Register. Aktuelle Kontaktdaten finden Sie auf der Website des SMArtCARE-Registers: https://www.smartcare.de

Qualitätsanforderungen

Aufgrund der Neuartigkeit des Therapieansatzes hat der G-BA hohe Anforderungen an die fachlichen Erfahrungen der Einrichtungen definiert, um im Sinne der Patientensicherheit die Therapie auf besonders spezialisierte Behandlungseinrichtungen zu konzentrieren. Diese Qualitätsanforderungen gelten seit April 2021.